Lektorat und Korrektorat – was der Unterschied ist und was Sie brauchen

In diesem Artikel bilden wir die Grundlagen für Ihr Verständnis über Lektorat und Korrektorat. Was ist das jeweils, und was davon brauchen Sie, wenn Sie Ihr Buch schreiben und veröffentlichen wollen?

Den Begriff Lektor oder Lektorat werden Sie mit ziemlicher Sicherheit schon mal gehört haben; Sie dürften sich auch etwas darunter vorstellen.

Das Lektorat bildet das Herzstück eines Verlages – hier werden Manuskripte geprüft und bearbeitet. Jeder Autor hat mindestens einen Lektor, mit dem er, je nach Projekt, zusammenarbeitet.

Wenn Sie also ein Buch schreiben und veröffentlichen wollen, dann brauchen auch Sie einen Lektor – es kommt hierbei aber immer auf den jeweiligen Einzelfall an.

Denn: Wenn Sie bereits die Zusage eines Verlages haben, dass dieser Ihnen die Rechte an Ihrem Manuskript abkaufen möchte, ist das Lektorat nicht (mehr) in Ihrem Aufgabenbereich.

Sind Sie jedoch als freier Autor unterwegs, brauchen Sie einen (ebenso freien) Lektor, der sich Ihrer Person und Ihrem Geschrieben annimmt.

Tipps und Tricks rund um die Lektorsuche bekommen Sie in meinem Artikel “Wie Sie einen Lektor finden und was Sie beachten müssen”; hier wollen wir zunächst die beiden Begriffe voneinander trennen.

Was ist ein Lektorat, was ein Korrektorat?

Einfach gesagt: Der Korrektor prüft Ihr Skript auf Rechtschreib- und Grammatikfehler. Gibt es Tippfehler, fehlen Satzzeichen? Der Korrektor greift nicht in den Satzbau oder gar den Inhalt ein.

Der Lektor hingegen macht genau das: Er schleift Ihre Sätze fein, “entzerrt” sie, baut Passiv- in Aktivkonstruktionen um, entfernt Füllwörter und Hilfsverben.

In vielen Fällen ist der Lektor auch gleichzeitig der Korrektor, viele Lektoren äußern sich derart, dass sie es “nicht über’s Herz bringen” würden, “lediglich die Rechtschreibfehler zu entfernen”, sie wollen dann auch direkt den ganzen Text bearbeiten.

Beispiele

Im Folgenden konstruiere ich einen fehlerhaften Satz und skizziere, wie ein Lektor und ein Korrektor ihn jeweils bearbeiten würden:

Das Auto fuhr schnell durch die Kreuzung und, hat dann unerwartet abgebrämst.

Ok – ich gestehe; dieser Satz ist tatsächlich nicht ohne Schmerzen zu lesen. Wir wollen ihn uns dennoch “vornehmen”; denn an ihm können wir gut deutlich machen, worin sich die Arbeit eines Korrektors von der eines Lektors unterscheidet.

Was sind hier die einzelnen Fehler?

Zunächst sticht der Rechtschreibfehler ins Auge: “brämsen” ist kein deutsches Wort; der Autor meinte hier das Wort “bremsen”.

Anschließend müssen wir uns über das Komma streiten. Es bedarf wohl keiner Erklärung darüber, dass das Komma hier völlig fehl am Platz ist; auch vor dem “und” wäre es überflüssig. Es ist also ersatzlos aus dem Satz zu streichen.

Das Auto fuhr schnell durch die Kreuzung und hat dann unerwartet abgebremst.

So weit, so verbesserungswürdig – diese beiden Maßnahmen würde der Korrektor ergreifen, er würde aber alles andere so lassen, weil er nicht in Stil und Inhalt eingreifen darf.

Dem Lektor hingegen sträuben sich hier weiterhin die Nackenhaare. Denn die beiden offensichtlichsten Fehler sind zwar behoben, aber der Satz ist noch lange nicht “schön genug”; es kann noch einiges verbessert werden.

Wir holen ihn uns noch mal in der korrigierten Fassung herbei:

Das Auto fuhr schnell durch die Kreuzung und hat dann unerwartet abgebremst.

Der nächste Fehler bezieht sich auf die Zeit, also das Tempus im Satz. Zunächst das Erzähltempus (Präteritum; also: “fuhr”), aber dann plötzlich vollendete Gegenwart (Perfekt; also: “hat abgebremst”)? Das ist nicht sauber.

Es gibt keinen Grund, hier in der Zeit zu springen. Der Lektor würde also das Perfekt ins Präteritum setzen:

Das Auto fuhr schnell durch die Kreuzung und bremste dann unerwartet ab.

Jetzt “fühlt” sich der Satz schon besser an, oder?

Ein mäßiger oder durchschnittlicher Lektor würde wohl an dieser Stelle auch bereits zum nächsten Satz übergehen; aber der Profilektor ist noch nicht fertig. Im Gegenteil; jetzt beginnt der Teil, der Spaß macht.

Denn ja; den Satz könnte man auf diese Weise bereits so stehen lassen. Er ist aber sprachlich nicht schön. Denn erstens fahren Autos nicht durch, sondern vielmehr über eine Kreuzung, und zweitens gibt es ein passenderes Wort für “unerwartet”, im Kontext zu “bremsen”, und zwar “abrupt”.

Über das “abrupt” vs. “unerwartet” kann man sich vielleicht noch streiten, aber “durch” muss zwingend durch “über” ersetzt werden:

Das Auto fuhr schnell über die Kreuzung und bremste dann abrupt ab.

Wir nähern uns der Zielgeraden.

Ein richtig guter Lektor, eben einer auf Top-Niveau, würde aber auch hier noch stutzen. Denn “schnell fahren” ist eine Adverbialkonstruktion; das Wort “schnell” ist kein Adjektiv, sondern ein Adverb, weil es das Verb “fahren” näher beschreibt.

Keine Todsünde, aber sprachlich nicht schön. Was tut ein Auto, wenn es schnell fährt? Es rast!

Folglich würde Ihnen ein Lektor auf hohem Niveau diesen Satz bereitstellen:

Das Auto raste über die Kreuzung und bremste dann abrupt ab.

Sehen Sie den Unterschied zwischen den beiden Varianten?

Der Unterschied zwischen einem Lektorat und einem Korrektorat kann gewaltig sein

Stellen wir ruhig noch mal beide korrigierte (!) Sätze gegeneinander:

Das Auto fuhr schnell durch die Kreuzung und hat dann unerwartet abgebremst. (nur Korrektor)
Das Auto raste über die Kreuzung und bremste dann abrupt ab. (Lektor)

Ein Unterschied wie Tag und Nacht? Das müssen Sie entscheiden.

Es kommt immer auch auf den Kontext an. Ein Adverb ist, wie bereits erwähnt, per se keine schreiberische Todsünde. Aber das Beispiel zeigte ganz gut, wie sich die unterschiedlichen Tätigkeitsbereiche eines Lektors und eines Korrektors unterscheiden.

Danke für das Lesen des Artikels; ich freue mich, wenn Sie diesen in sozialen Medien teilen würden.

Wenn Sie für Ihr Manuskript einen Lektor oder Korrektor suchen, dann nehmen Sie gerne → Kontakt zu mir auf.

Ihr

Bastian Steinbacher