Vermeiden Sie diesen schweren Fehler bei Ihrer Struktur!
In diesem Artikel enthülle ich Ihnen einen schweren Fehler, den Sie unbedingt vermeiden sollten, wenn Sie den Leser Ihres Buches nicht unnötigerweise frustrieren möchten…
Kennen Sie die Tatorte, die sonntagsabends im Ersten laufen, bei denen Sie nur schwerlich “reinkommen”?
Gleich zu Anfang Gewusel, eine Schießerei, viele neue Gesichter, verschiedene Sprachen. Hell, dunkel, Kontraste, Muster. Sie verlieren den Überblick nicht (denn das würde voraussetzen, dass Sie diesen schon mal gehabt hätten), sondern Sie haben Schwierigkeiten mit, ihn sich überhaupt erst zu erarbeiten.
Es gibt einen psychologischen Effekt, der besagt, dass ein Erlebnis im Nachgang so empfunden und bewertet wird, wie die ersten zwei Minuten dieses Erlebnisses empfunden wurden. Würden Sie mit Ihren Freunden in eine Bar oder ein Restaurant gehen und bereits nach zwei Minuten doof “angemacht” werden vom zuständigen Kellner, würden die Chancen gut stehen, dass der ganze Abend irgendwie nicht so richtig in Schwung kommen mag.
Bei Romanen und Geschichten, bei Büchern, ist das genauso.
Eingefleischte Hardcorefans werden Sie mit verworrenen Einstiegen hinter dem Ofen hervorlocken – den “Durchschnittsleser” aber eher nicht – und genau an DEM sollten Sie sich orientieren!
Beim ersten Date nicht direkt heiraten
Wenn Sie auf die Suche nach einem neuen Partner oder einer neuen Partnerin sind, dann sind Sie gut beraten, wenn Sie nicht mit der “Tür ins Haus fallen”. Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich in der Bar Ihres Vertrauens und halten plötzlich den Augenkontakt zu einem Menschen, der Ihnen aufgefallen ist; er oder sie gefällt Ihnen.
Was tun Sie jetzt? Ansprechen? Ja – eine gute Idee. Aber mit welchem Satz?
“Willst du mich heiraten?” ist eine Option, von der ich abraten würde; mit so einer Fragen würden Sie Ihren Gesprächspartner regelrecht überfallen.
Besser ist, mit einem “seichten Einstieg” das Eis zu brechen. Lassen Sie Ihr Gegenüber sich an Sie gewöhnen, tauen Sie ihn langsam auf. Niemand möchte gleich von 0 auf 100 einsteigen, die meisten Menschen genießen einen Anstieg von 0 auf 5, von 5 auf 10, von 10 auf 15 – und so weiter.
Wechseln wir vom “Dating” zurück ins Buchgeschäft.
Wenn Sie ein Buch schreiben möchten, sollten Sie Ihren Leser auf den ersten Seiten oder in den ersten Kapiteln “abholen”, ihn dazu bringen, dass er sich akklimatisieren kann.
Hier liegt die Krux: Während Sie als Autor fest im Thema “drin sind”, also mit beiden Beinen in der Materie stecken, ist Ihr Leser vermutlich unbefleckt. Er hat sich, wenn überhaupt, vorher ein paar Grundbegriffe angeschaut, hat eine ungefähre Vorstellung von dem, was ihn im Buch erwarten wird.
Es kommt natürlich auf die Branche und den Titel Ihres Buches an. Wenn Sie ein originelles Kochbuch produzieren, dann wird Ihr Käufer und Leser sicher schon mal gekocht haben.
Aber wenn Sie Finanzberater sind und ein Buch über Ihre Beratertätigkeiten veröffentlichen möchten, dann sollten Sie Ihren Leser auf der ersten Seite nicht mit komplizierten Indexberechnungen traktieren, sondern – beispielsweise – locker einsteigen und ihn mit Ihrer persönlichen Definition von “Geld” abholen.
In diesem Artikel möchte ich keine absoluten Ratschläge über Ihr persönliches Buch geben. Ich kenne Ihr Thema (noch?) nicht, weiß nicht, was Sie vorhaben, worüber Sie schreiben wollen.
Aber in den meisten Fällen sind Sie gut beraten, wenn Sie als Ihren Kunden den “typischen Leser” annehmen.
Der typische Leser – das Konzept
Mit dem “typischen Leser” gehen Sie die Sicherheit ein, dass Sie niemanden überfordern. Sie müssen nicht bei 0 anfangen, aber doch zumindest dort, wo Sie Ihre persönliche Leserschaft verorten. Wenn Sie Ihre persönliche Krankheitsgeschichte in einem Buch darlegen möchten, dann müssen Sie nicht zwingend bei der Kindheit Ihrer Eltern anfangen, und auch nicht bei Ihrer eigenen – aber zumindest sollten Sie einen Einblick in Ihr Leben VOR der Krankheit geben.
Der Leser, der das Buch, das Sie schreiben, hinterher lesen soll, denkt “von Kapitel zu Kapitel”. Er liest Ihren Klappentext, und wenn er den für gut befindet, schlägt er Ihr Buch auf und setzt an der Einleitung an.
Wenn er Ihre Einleitung für vielversprechend hält, wird er das erste Kapitel lesen. Und wenn er das gut findet und es “Lust auf mehr” macht, wird er Ihr zweites Kapitel lesen – und so weiter.
Wenn Sie Ihren Leser jetzt bereits beim ersten Kapitel überfordern würden, könnte er sich frustriert fühlen.
Die meisten Menschen haben einen stressigen Alltag. Sie verbringen viel Zeit mit Sachen, für die sie sich, so glauben sie, sich nicht freiwillig entschieden haben. Und wenn Sie dann abends oder während ihrer Mittagspause in Ihrem Buch stöbern, wollen sie nicht das Gefühl haben, ein unverständliches Kauderwelsch entschlüsseln zu müssen.
Nein – so schlimm würde es nicht sein. Aber Sie verstehen meinen Punkt.
Ein Buch soll unterhalten. Nicht im Sinne von “Unterhaltungsroman”, aber im Sinne davon, dass Ihr Buch einen Nutzen bieten muss, damit Ihr Leser mit ihm eine positive Erfahrung verbindet, es gut bei Amazon bewertet oder sogar weiterempfiehlt. Auch Ihr Name soll sich im Kopf Ihres Lesers einprägen. Wenn Sie irgendwann ein zweites oder weiteres Buch schreiben, soll Ihr Leser Ihren Namen lesen und sagen: “Ah, die/der schon wieder! Toll! Das bestell’ ich mir gleich, ihr/sein erstes Buch war bereits gut!”
Unterschätzen Sie derartige Aspekte nicht. Wenn Sie in Ihr Thema eingearbeitet sind, dann setzen Sie meist viel zu viele Dinge voraus. Lassen Sie das, sondern holen Sie den Leser “ganz unten” ab. Er muss mit jeder Zeile, die Sie ihm geben, Lust darauf bekommen, weiterzulesen.
Schreiben Sie das Buch nicht für sich selbst – sondern schreiben Sie es für den sog. “typischen Leser”.
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Ihr
Buch schreiben - Ablauf, Hürden, Kosten - BuchSchreiberei
28. November 2019 @ 10:48 pm
[…] Sie das Instrument des “typischen Lesers” verwenden. In einem anderen Artikel (→ Vermeiden Sie diesen schweren Fehler in Ihrer Struktur!) gehe ich weiter auf das Konzept des “typischen Lesers” ein, hier an dieser Stelle nur […]